Die Zeit während der Schulferien bietet immer wieder die Gelegenheit zu einem stillen Rundgang durch die Schulräume und den Garten. Es ist dies immer auch ein Rundgang durch die Vergangenheit. Eine Begegnung mit Menschen und Situationen, die die Scuola Vivante mitgestaltet und geprägt haben.
Nebst dem inneren Dank schwingen immer auch die Fragen mit: Was soll bleiben, was tragen wir weiter, wovon verabschieden wir uns, was soll an Neuem wachsen?
Hier eine Zeitreise mit einer kleinen Auswahl…
Veronika Müller Mäder
1993: Während einer Walderkundungstour trifft die Primarstufe auf ein totes Eichhörnchen. Es ist noch warm. Die Kinder nehmen es mit in die Schulräume, zwei Zimmer waren es damals. Schnell wird gemeinsam entschieden: Wir wollen es ausstopfen lassen. Es wird recherchiert (damals noch über das Telefonbuch), telefoniert und Geld verdient, um die Kosten selbst bezahlen zu können. Das Eichhörnchen begleitet die Schule immer noch – vor einigen Jahren ist zwar ein Ohr abgefallen aber es geht ihm soweit gut.
1995: Ein Indianerprojekt mit Rita Peter. Nebst dem indianischen Feuerlied, das heute noch hin und wieder gesungen wird, Gebetsstecken und vielen Geschichten entsteht ein indianisches Schild mit den grundlegenden Regeln des Zusammenlebens und der Sprechstab, der eine so einfache und wirkungsvolle Struktur der Mitgestaltung geschaffen hat und heute noch seine Dienste tut.
1997: Die Eltern von Noemi R. lebten in Ruanda. Der Krieg kam. Sie reisten zurück in die Schweiz. Noemi ist schon lange aus der Schule. Ein Pflanzensteckling ist bei uns in der Scuola Vivante geblieben. Ich meine, die Pflanze kommt ursprünglich aus Ruanda. Eine Pflanze ist nun in den Oberstufenräumen, eine in der Primarstufe, bei Gret Klauser in bester Pflege.
2000: Garten und Pflanzen, Labyrinth, Blumen, Kräuter und Naturnähe. Das war immer schon wichtig. Auch als die Schule noch Freie Volksschule Werdenberg hiess und in einem alten Jugendstilhaus im Zentrum von Buchs beheimatet war. Einige der Pflanzen reisten mit der Schule mit: Zum Beispiel ein Ableger der Hagebutte, die hinter dem ersten Schulhaus an der Schulhausstrasse gedieh oder der Salbeistock, der im grossen Pflanzenlabyrinth gewachsen war.
2002: Abschlussarbeit von Jon, Metallarbeit in der Hammerschmiede Sennwald. Umsetzung des damaligen Logos der Schule, die Fliege. Sie ziert nun den Garten der Scuola Vivante.
2005: Reto und Jonas fischen ein kleines Tännchen aus einem Bach. Retten ihm, so sind sie überzeugt, das Leben. Es soll einmal als Christbaum dienen. Sie hegen und pflegen es. An Weihnachten 2017 ist ihr Vorstellung in Erfüllung gegangen. Sie beide sind schon seit manchem Jahr im Berufsleben unterwegs.
2007: Während die Schule sich auf die Bildungsreise nach Marokko vorbereitet, bringt uns Cécile Damien, Französischlehrerein, ein Plakat von ihrer Mexiko-Reise mit. Es ist beim Umzug mitgereist und hängt heute noch im Schulhaus. Das Tee-Set brachten Stefanie und Haddou Tapal Mouzoun der Scuola Vivante als Dank für die Unterstützung beim Aufbau der école vivante. Vor allem in den Wintertagen sind die Schülerinnen und Lehrpersonen in der Pause froh darum.
2008: Start mit der „Basisstufe unterwegs“ mit dem liebenswerten Forstwagen. Alice Schneider, Klassenlehrerin Basisstufe, liebt den Wagen und gestaltet ihn aussen und innen voller Kreativität und Engagement. Die Tafel, auf der das Konzept der „Basisstufe unterwegs“ beschrieben ist, hat schon so einige Standorte gesehen und Wetterfronten erlebt. Sie wird sich in diesem Jahr wohl erneuern dürfen.
Ohne Jahr: So lange ist es her, seit Gregor Engel, Klassenlehrer Primarstufe, nicht mehr in der Scuola Vivante arbeitet. Er hat die schuleigenen Bleistifte mit einem grünen Kleber markiert, welcher sagt: zur freien Verfügung (aber wieder zurück an den ursprünglichen Platz).
2010: Abschiedsgeschenk von Zora M. Eine Weide. Eine Augenweide. Weidenkätzchen. Im letzten Sommer hatte sie etwas heiss und trocken. Nun geht es ihr wieder gut und sie beschützt/beglückt den Eingang.
2016: Abschiedsgeschenk der 3. Oberstufe. Es blüht. Wenn das Wetter mitspielt, werden wir bald wir die ersten Äpfel geniessen können.
2018: Neues darf wachsen und gedeihen.
„Nur wer hinterlassene Spuren entdeckt kann neue Spuren hinterlassen.“ So schön, deine Entdeckungen, liebe Veronika. Danke für‘s immer wieder Suchen und Finden!
Kathrin Schertler Secli