Eine Geschichte,
wie Schule auch sein kann


Jede Zeit hat ihre Themen und diese brauchen unsere Lösungen

von Eltern am 06. November 2017
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Das Referat von Frau Boglarka Hadinger (Psychologin und Coach für Persönlichkeitsstärkung) im Haus Gutenberg in Balzers mit der Überschrift «Jede Zeit hat ihre Themen und diese brauchen unsere Lösungen» ist brandaktuell.

Wer unter uns kennt nicht dieses Gefühl zwischen Angst und Machtlosigkeit beim Durchstörbern der heutigen Themenvielfalt im Weltgeschehen, in den Nachrichten? Oft stellt sich dabei die Frage ob und wie man an den Problemen, welche die Welt oder unser persönlicher Alltag beherrschen, überhaupt etwas teilweise oder gänzlich verändern kann.

Frau Hadinger geht davon aus, dass jeder Mensch gleich ist, anders ausgedrückt: Jeder Mensch ist mit einer Chipkarte ausgestattet, die individuelles genetisches Erbgut enthält. Nicht alle Fähig- und Fertigkeiten, die im Gehirn vorgespeichert sind, wird das Individuum in seinem Leben ausüben. Nur diejenigen Aspekte werden zur Biografie des Einzelnen beitragen, welche in seiner Kindheit, in seiner Entwicklung und in seinem Leben durch die Schule und/oder Studien aktiviert und gefördert worden sind. So findet der Mensch seinen Beruf, seine Tätigkeit, die er dank seiner Berufung ausführen darf/kann. Still stehen im Leben führt zu Faulheit, wodurch Fertigkeiten oder Fähigkeiten zurückgebildet werden oder bestehende Anlagen verlorenen gehen.

Hierzu ein etwas ungewohntes Beispiel über die heute bekannten Darmparasiten, den Bandwürmern. Einst waren diese nämlich ganz clever, mit Ganglienzellen am Kopf ausgerüstet. Es gab männliche wie auch weibliche Exemplare. Sie paarten sich und pflanzten sich fort. Sie ernährten sich in und von der Erde, bildeten komplexe Lebensformen und passten sich an die verschiedensten Begebenheiten an.

Mit der Evolution kam die Faulheit. Die Bandwürmer benutzten ihre Hirnzellen immer weniger, weil sie merkten, dass es sich anderswo einfacher leben lässt. Als Folge davon verloren sie all ihre in der Vergangenheit entwickelten Fähigkeiten. Konkret bedeutet dies, dass sie durch die Rückbildung der Hirnzellen, fortan in einem, für sie viel einfacheren Milieu, im Darm der Menschen und Tiere ein neues Daheim gefunden haben. Dort können sie sich heute dank einem neugebildeten Kranz von Saugnäpfen festhalten. Sie fungieren nun als Parasit und nehmen die Nährstoffe der verdauten bzw. zugeführten Nahrung ihres Wirtes zu sich.

Kurzum: Sie führen heute ein Hirnzellen loses, Beschwerden freies, easy-going Wurmleben.

Damit es uns Menschen nicht gleich geht wie den Würmern geht Frau Hadinger auf die drei grundlegenden Kreise ein, welche den Menschen umgeben.


Im ersten Kreis steht der Menschen in seiner Mitte, es geht um seine Themen, um sein Wesen und seine Problematiken.

Im zweiten Kreis sehen wir den gleichen Menschen in Bezug zu seiner Familie und seinen engen Freunde.

Im dritten Kreis steht dieser Mensch in Bezug zur ganzen Welt. Während Ereignisse in diesem Kreis nicht durch eine einzelne Person verändert werden kann, besitzt der Mensch jedoch die Fähigkeit im ersten wie auch zweiten Kreis persönlich Veränderungen vorzunehmen, sofern er Handlungsbedarf sieht. Mögliche Auslöser für ein Erfassen und Überdenken eines zu behandelnden Problems können unterschiedlicher Natur sein, z.B. heutiges Schulsystem, Stress im Beruf, die Art und Weise wie Menschen heute miteinander umgehen (z.B. Streiten, Ellbogen Einsatz um Karriere zu machen, mangelnder Respekt… usw.)

Wenn das Problem erst einmal erfasst ist, kommt der ganz persönliche Rucksack zum Zug. Alte Muster, aus der Kindheit oder generell aus dem Leben verstärken unter Umständen ein Problem. Ist die Not bzw. der Schmerz so gross, dass Handlungsbedarf aufkommt, stellt sich die Frage, wie die Ressourcen dieses Problem bewältigen/lösen können. Wenn nicht, dann muss der Betroffene sich an Fachpersonen / Institutionen wenden und sich Hilfe holen. Liegt eine mögliche Lösung erst einmal auf der Hand, ist es wichtig, die neugewonnene Erkenntnis anzuwenden/umzusetzen und danach deren Wirkung erleben. Das Streben nach dem Optimum, nach dem ganz grossen Glück liegt in der Natur des Menschen. Viel wichtiger als dies ist, dass man sich bewusst ist, dass ein Wachstum erst dann positiv verlaufen kann, wenn nach der zeitlich optimalen Problemlösung eine sogenannte Konsolidierungsphase (Stabilisierungsphase) kommt. Eine Zeit, in der sich alles beruhigt bzw. stabilisiert, sich setzt. Erst dann wird irgendwann ein neuer Schub/Schwung kommen, meist zufällig, der wiederum neue Fragen aufwirft und denen man sich als Folge dessen dann annimmt um weiter zu kommen. Nach dem Lösen folgt dann erneut der Prozess des Konsolidierens.

Kurz gesagt: Das gesunde Wachstum besteht aus „wachsenden“ , „kreativen“ und dann „ruhenden“ Phasen, die dazu dienen die neuen Erkenntnisse zu festigen.

Frau Hadinger hat mit ihren fünf Schritten kurz und prägnant aufgezeigt, wie ein Wachstumsschritt, eine Veränderung, abläuft.

Als Mama von vier Kindern habe ich den Abend ganz klar auch als einen persönlichen Aufruf, einen Impuls, an mich selbst wahrgenommen. (Die Hirnzellen ja nicht einrosten lassen! (Wir haben bei den Bandwürmern gesehen wie die Geschichte sonst ausgeht.)

Ich habe von der Referentin den Impuls bekommen, meinen Kindern die Entwicklung zuzugestehen, welche mir unter Umständen als Kind verwehrt geblieben ist. Ich möchte unseren Kindern das Tor des Wissens öffnen, ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten erkennen bzw. erfassen und sie stärken in einem respektvollen Rahmen, damit sie sich ein selbstbewusstes ICH erarbeiten können. Unsicherheiten soll Raum gegeben werden, es soll gemeinsam nach Lösungen gesucht werden und ihre Schwächen mögen als Stärken erkannt werden. Die Kinder sollen in der Art und Weise gefördert werden, damit sie mit sich im Reinen leben können und ein Umfeld erleben dürfen, wo ein Miteinander statt ein egoistisches Gegeneinander vorgelebt wird. Ideen suchen, finden und umsetzen oder anders ausgedrückt, im Kleinen beginnen und im Grossen vollenden.

Liebe Scuola Vivante, ich bin überzeugt, Frau Hadinger hätte grosses Interesse und grosse Freude an der Schulform, wie ich sie hier seit kurzer Zeit erfahren und erleben darf. Weiter so mit frohem Mute!