Morgens um 8 fahren wir mit dem Scuola-Bus nach St. Gallen, durch die Nebeldecke hindurch gelangen wir in unsere Kantons-Hauptstadt, welche uns mit Sonnenschein begrüsste. Wir beginnen unsere Exkursion mit einer Führung in der Kathedrale, was Bischofssitz bedeutet. Die Führung beginnt im Freien und es wird uns sofort bewusst, dass wir vor einem historischen, politischen, religiösen, architektonischen und heute auch touristischen Monument stehen, also vor einem Objekt, dass sich sehr gut für unsere vernetzende Lernweise eignet.
Die Führung führt uns ins Innere der Kirche, wir erkunden den Raum mit alle unseren Sinnen und lernen dabei einige Besonderheiten des Bauwerks kennen. Farbkompositionen, Dekorationen, statische Informationen. Namen von Teilen der Kirche: die Empore, der Chor, die Krypta. Wie viele Orgelpfeifen hat die Hauptorgel? 6000! Die kleinste sei 2cm lang, die grösste 10 Meter. Der Taufstein mit dem Taufbecken: wie viel Wasser passt hinein? Volumenschätzungen… nicht ganz einfach, doch unsere aufgeweckten SchülerInnen treffen’s recht gut. 60 Liter.
Der Chor mit dem Chorgestühl. In dieser Qualität weltweit einzigartig. Jeder Stuhl mit verschiedenen Schnitzereien. Eine Doppelorgel, an welche 2 Personen von unterschiedlichen Orten aus gemeinsam spielen können, weil unterirdisch verbunden für die Produktion von überirdisch schöner Musik. Und als linguistischer Höhepunkt lernten wir etwas über: “Klappe halten!” Diese Redewendung rührt daher, dass die Mönche, die früher im Chorgestühl, abgegrenzt von den Normalsterblichen, beteten, die Sitze hochklappen konnten. Damit das Runterklappen möglichst geräuschlos vonstatten ging, musste man eben die Klappe halten und den Sitzdeckel sorgfältig runterführen.
Unser Rundgang endete beim Tiefpunkt der Kathedrale, bei der Krypta. Dort befindet sich das Grab vom heiligen Gallus und noch ein Stück von seinem Schädelknochen (Reliquie). Das Grab wurde in der Vergangenheit mehrmals ausgeraubt und die Reliquien seien unter anderem in Prag gelandet. Früher war das wohl eine Form, touristische Ströme umzulenken, weil die Pilger dann auch nach Prag pilgerten und weniger nach St. Gallen.
Die Führung hat alle in der einen oder anderen Form angesprochen und vermutlich in einigen Köpfen eine neue Perspektive entstehen lassen.
Anschliessend pilgerten wir in einen modernen Konsumtempel (Migros) und kauften das Mittagessen ein, welches wir vor dem nächsten Tempel an prominenter Stelle einnahmen (Raiffeisenbank). Die Speisung der Kinder und Lehrer/in verlief gesittet und ruhig.
Anschliessend hatten wir uns eine Aufwärmung verdient und gingen in ein Café.
Das Programm in St. Gallen beschlossen wir in der Buchhandlung Rösslitor, wo wir einen Gutschein verbrauchen durften, um die Bibliothek der Scuola aufzustocken. Die SchülerInnen verbrachten viel Zeit mit der Auswahl “ihres” Buches und am Schluss waren wir nur ein bitzli über dem Budget.
Die Parkbusse am Schulbus sei nur noch am Rande erwähnt und dass wir vor lauter Bücher aussuchen und diskutieren vergassen, im Rösslitor ein Bild aufzunehmen, ist wohl auch nicht weiter schlimm.
Auf der Heimfahrt konnte man schlafen oder in den Nebel, der sich ausgeweitet hatte, träumen.
Im Schlusskreis in der Scuola kriegten wir recht positive Feedbacks und konnten unsererseits auch die Kinder loben, wie sie den Tag verbracht hatten.