Eine Geschichte,
wie Schule auch sein kann


Neujahrsputz

von Scuola Vivante am 04. Januar 2013
  • Allgemein,
  • école vivante

Zu Beginn eines neuen Jahres nehme ich mir gerne Zeit, Schubladen und Taschen zu durchforsten, alte Schätze ans Licht zu holen und neuen Platz zu machen.
So auch heute.
Mein Fund in der Aussentasche meines Rucksacks lässt eine kurze Begegnung aufleben. Eine herzberührende Geste der Wertschätzung und Dankbarkeit.

Es war das letzte gemeinsame Mittagessen im Hohen Atlas gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern der école vivante. Der Augenblick des Abschiednehmens kam. Umarmungen, Hände schütteln, Tränende Augen, lachende Gesichter. Und mitten in diesem Geschehen stellte sich ein Knabe vor mich. Ich sehe das Gesicht nicht mehr vor mir, es ging so schnell, ich weiss nicht welcher der Schüler es war. Einer der unscheinbareren.
Er griff mit der Hand in seine Hosentasche, kramte eine Faust voller Nüsse und Mandeln hervor und übergab mir seine Beute mit einem „Au revoir“. Und unverzüglich suchte er auch seine zweite Hosentasche nach Nüssen und Mandeln ab und liess diese ebenso in meine Hand gleiten.

Er gab mir wohl etwas vom wertvollsten mit, das er in jenem Moment besessen hatte.

Die Nüsse und Mandeln reisten gemeinsam mit einer Münze in meinem Rucksack zurück in die Schweiz. Und ich schaffte es nicht, sie vorher aus der Seitentasche zu entfernen. Zu kostbar war mir diese Abschiedgeste.

Nun hat es Platz für neue Schätze und Fundstücke.