Was muss das für eine Art von Unterricht sein, wenn der 15-jährige Patrik Folgendes darüber schreibt: „Dem Jardin de France eine Zukunft zu geben, das wäre eine Idee. Stellen wir uns vor, alle Schülerinnen und Schüler in allen Schulen der Schweiz würden so arbeiten! Wahrscheinlich müssten alle Professorinnen und Professoren, die ihr Geld mit der Erschaffung von Lehrmitteln verdienen, einen neuen Job lernen. Aber es würde vielen Schülerinnen und Schülern mehr Spass machen im Franzunterricht. Mit dem Jardin de France würden sicher nicht alle Probleme weg sein, doch ich fand Französisch – für mich lange das dümmste Fach der Welt – auf einmal interessant. Keine langweiligen Übungen, die sowieso schnell vergessen werden, sondern handfeste richtige Arbeit.“
(Quelle: Profil – Magazin für das Lehren und Lernen, Peter Uhr)
Wenn Lernende wie die Jugendlichen der Werdenberg-Schule für Klassenkameradinnen und -kameraden Lernhilfen entwickeln, bedingt das einen Perspektivenwechsel. Lernende versuchen, sich in die Situation Lehrender zu versetzen und machen didaktische Überlegungen: Wie könne neue Inhalte vermittelt werden? Was könnte motivieren? Was kann mit einer bestimmten Spiel- oder Übungsanlage effektiv gelernt werden?
Auch wenn die von den Lernenden entwickelten „Lehrmittel“ sich zumeist auf Wortschatzerwerb, Formenkenntnis und den Übungsbereich beschränkten, so lernen die Schülerinnen und Schüler in ihrer Rolle als „Lehrende“ dabei doch viel tiefgründiger, viel motivierter und viel vielschichtiger, als sie es sonst tun würden, als „folgsame Figuren“ im didaktischen Konzept anderer.
Warum haben wir uns in Buchs über den dort so anders geartete Französischunterricht informieren lassen? Die Freie Schule Werdenberg macht aus eigener Initiative Erfahrungen mit neuen Lehr- und Lernformen, wie sie in der einen oder anderen Form für einen künftigen Französischunterricht nutzbar gemacht werden könnten. Um die Eigenaktivität und -verantwortung der Lernenden auch im Fremdsprachenunterricht zu stärken, wird man sich in einigen Jahren stärker am projektartigen Arbeiten orientieren.
Es war für die Verantwortlichen der Lehrmittelentwicklung eine interessante Erfahrung, am konkreten Beispiel beobachten zu können, wie projektartiges Arbeiten funktioniert und wo es an Grenzen stösst.