Eine Geschichte,
wie Schule auch sein kann


Kurzer Einblick in den Kindergarten

von Scuola Vivante am 08. Februar 1997
  • Allgemein

Da spielt sie, meine kleine Schar. Florian und Jon bauen mit Legosteinen einen Fahrzeugpark mit Garagen und Feuerwehrdepot. Noemi und Janna haben ihre Hefte herausgeholt. Janna malt Linie für Linie Geheimschrift, während Noemi farbige Abfallstreifen aufklebt. Linda – eine Oberstufenschülerin – huscht durchs Zimmer und verschwindet im Werkraum. Nicht unbemerkt, alle schauen kurz auf, arbeiten aber weiter.
Als Janna ihren imaginären Brief stolz zeigt, erlischt auch Noemis Interesse am Kleben. Beide versorgen ihre Arbeiten, räumen den Tisch auf und verschwinden ebenfalls im Werkraum.

Jetzt erscheint der 13-jährige David. Er wird sofort von Jon und Florian bestürmt. Er kniet sich hin, voll in seinem Element, und ergänzt ihre Fahrzeuge mit Raffinessen und viel Fantasie. Sie beobachten ihn ein paar Augenblicke, um dann selbst Autos, Flugzeuge und Schiffe zu vervollkommnen.
Ich werfe einen Blick in den Werkraum. Linda malt schwungvoll gelbe, sternförmige Muster auf blauem Grund. Janna hat sich bereits das Malhemd angezogen und versucht sich an den vielen Knöpfen. Sie ist froh, dass ich sie frage, ob sie meine Hilfe will. Noemi sass eben am Tisch und schaute zu, aber nun ist sie weg. Ein Lichtstreifen aus dem WC verrät mir, wo sie steckt.

Jetzt wird es laut im Nebenraum, ein Streit um ein bestimmtes Bauelement entbrennt. Ich will einschreiten, da höre ich, wie David das Problem zu lösen versucht. Er macht seine Sache gut. Ich betrete den Raum. Florian zeigt mir begeistert all seine Verbesserungen und auch Jon führt seine fantastischen Gebilde vor.
Auf unserer Uhr, die wir selber gemacht haben, fehlen alle Zahlen, aber der grosse Zeiger ist beim kleinen Haus angekommen. Für uns heisst das, zusammenzuräumen und sich für den Heimweg bereit zu machen.
Rita Peter, Kindergärtnerin

 

Ich bin sehr gerne im Kindergarten. Leider habe ich seit der letzten Standortbestimmung sehr wenig Zeit mit ihnen verbracht. Ich hatte immer montags etwas vorgelesen, was ich vorher geübt hatte. Jetzt lese ich „Peterchens Mondfahrt“ in Etappen vor.
Zuerst las ich ihnen einfach vor, weil ich niemanden von der Unterstufe zum Lesen hatte. Jetzt einfach, weil es mir Spass macht.
David, 13 Jahre