Im Oktober konnte sich die Freie Volksschule an der regionalen Schulratspräsidentenkonferenz vorstellen, verbunden mit dem Antrag auf finanziellen Beitrag durch die Schulgemeinden im Bezirk Werdenberg. Unsere Präsentation wurde positiv aufgenommen.
(Nachtrag im August 1997: Die Entscheidung bezüglich Finanzierungshilfen liessen leider auf sich warten. Erst nach mehrmaligem Nachfragen erhielten wir diesen Monat einen negativen Bescheid. Eine allgemeine Finanzierung sei nicht möglich. In Spezialfällen sei eine Unterstützung möglich.)
Wir stellen uns vor…
Schule
Inhaltliche Ziele und Leitideen
Ziel der Freien Volksschule Werdenberg ist es, den Kindern zu helfen, starke junge Menschen zu werden. Mit viel Lebensfreude in sich, einer guten Naturverbundenheit und einem gesunden Vertrauen in die Welt und in sich selbst. In seinem Wissen um den eigenen Weg ist jedes Kind von Geburt an mit grossem Lerneifer ausgestattet. Diese Eigenständigkeit gilt es zu respektieren, das selbstständige Lernen zu begleiten und dem Kind eine fördernde Stütze zu sein.
– Selbstkompetenz
Selbstständiges Denken und Handeln wird gefördert und gefordert. Die SchülerInnen sollen mit positivem Grundgefühl die anstehenden Arbeiten angehen und Verantwortung für ihr eigenes Tun und Denken übernehmen.
– Sozialkompetenz
Die SchülerInnen sollen sich als Teil vom Ganzen erkennen und zum Gelingen der Gruppengemeinschaft beitragen – Rücksichtnahme, Toleranz und Achtung sind wichtige Voraussetzung dafür.
– Sachkompetenz
Das eigene Lerntempo und die eigenen Lernmethoden werden respektiert. Die SchülerInnen werden in ihren individuellen Lern- und Entwicklungsschritten gestärkt und begleitet.
Ganzheitliches und gleichwertiges Stofferleben erhält die Freude am Lernen.
Rahmenbedingungen
Die Freie Volksschule Werdenberg ist eine vom Kanton St. Gallen bewilligte Schule auf privater Basis. Der Lehrplan ist verbindlich.
– Gruppezusammensetzung
Die Freie Volksschule Werdenberg besteht aus einer einigen Gruppe von Kindergarten (ab 4 Jahre) bis zum 10. Schuljahr (bis 17 Jahre) mit maximal 50 SchülerInnen.
Innerhalb dieser Gesamtschulgruppe bildet sich eine altersmässige und stofflich-thematische Einteilung in Lerngruppen:
Kindergarten/Unterstufe (Vor-KG – 3. Schuljahr)
Mittelstufe (4. -6. Schuljahr)
Oberstufe (7. – 10. Schuljahr)
Aktivitäten und Lernpatenschaften finden über die Lerngruppengrenzen hinweg statt. Der Übergang in die nächste Gruppe ist fliessend. Der Zeitpunkt wird im Gespräch von Begleitpersonen, Kind und Eltern festgelegt.
Zugang haben in der Regel alle Kinder. Behinderte, verhaltensauffällige und leistungsschwächere SchülerInnen finden ihren Platz in der integrierten Gruppe.
– LehrerInnenteam
Die SchülerInnen der Freien Volksschule werden durch ein Team betreut. Jede Lerngruppe hat eine verantwortliche Begleitperson, welche über eine (Heil-)Pädagogische Ausbildung verfügt. Fachkräfte in Musik, handwerk, Therapie, Fremdsprachen und mit speziellen Fertigkeiten ergänzen das Team in Teilzeit- und Quartalsanstellungen.
– Eltern
Begleitpersonen und Verwaltung sind auf eine enge Zusammenarbeit mit den Eltern angewiesen. Alle verstehen sich als gleichberechtigte, kompetente PartnerInnen.
– Zeitlicher Rahmen
Es wird von Montag bis Freitag in täglich gleichbleibenden Unterrichtszeiten (Blockzeiten) unterrichtet. Zusätzlich wird ein Mittagstisch angeboten (Tagesschule).
Ein Tag pro Woche (Tag im Freien) findet der Unterricht ausserhalb der Schulräume statt. Naturkundeunterricht, geographische, geschichtliche und kulturelle Ausflüge, Kochunterricht, Museumsbesuche und Betriebsbesichtigungen finden dort ihren Platz.
Ein Nachmittag pro Woche (Projektnachmittag) wird durch Menschen von auswärts gestaltet, welche in irgendeinem Bereich spezielle Fertigkeiten besitzen.
– Unterrichtsform
Die Unterrichtsformen richten sich nach Thema und Ziel.
Einzelarbeit, Gruppenarbeit, PartnerInnenarbeit, Kreis, Frontalunterricht, Planarbeit, freies Lernen, Projektunterricht, eigene Themenbearbeitung, Exkursionen, Projektnachmittage, Werkstatt, Einzelförderung, Spiel.
– Trägerschaft
Der Verein Freie Volksschule Werdenberg ist gemäss Statuten Träger der Schule. Die Statuten regeln den Zweck und die Vereinsstrukturen.
SchülerInnengruppe
Aufnahme
In der Regel verläuft die Aufnahme eines Kindes in folgenden Schritten: Kontaktaufnahme, Schulbesuch, Gespräch, schulseitiger Entscheid, schriftliche Anmeldung.
Folgende Punkte bestimmen die Aufnahme: Situation und Bereitschaft des Kindes, Motivation der Eltern, Gruppenzusammensetzung, Gruppengrösse
Zahlen
Im Schuljahr 96/97 besuchen 22 SchülerInnen sie Freie Volksschule Werdenberg, 11 Mädchen und 11 Knaben. 4 (2/2) sind in der Kindergartengruppe, 12 (6/6) in der Primarschulgruppe und 6 (3/3) in der Oberstufengruppe.
21 SchülerInnen wohnen in den Gemeinden des Bezirks Werdenberg, 1 Schüler kommt aus dem Obertoggenburg.
Mitgestaltung des Schulalltags
– Lernpatenschaften
Ältere SchülerInnen übernehmen für die jüngeren eine Lern- oder Spielpatenschaft. In gemeinsam festgelegten Zeiten werden die Grundtechniken von Lesen, Rechnen und Schreiben geübt und gefestigt, ein Buch vorgelesen, einen diktierten Text aufgeschrieben oder ein Spiel gemacht. Bei anstehenden Problemen kann die ältere Schülerin, der ältere Schüler die Ansprechsperson sein.
– Kinderkreis
Alle zwei Wochen treffen sich die SchülerInnen zu einem Kinderkreis. Dort werden Klassen-Situationen und Wünsche besprochen und nach Lösungen gesucht. Die Leitung übernimmt alternierend eine Schülerin oder ein Schüler aus der Oberstufe.
Klassenkasse
Mit Aktionen und Marktarbeit tragen die SchülerInnen zur Füllung der Klassenkasse bei. Mit dem Geld aus dieser Kasse werden Verbrauchsmaterial, Exkursionen und spezielle Anschaffungen für die Lerngruppen bezahlt. Die Klassenkasse wird von der Oberstufe verwaltet.
Zeugnis
Das Zeugnis wird in Form eines Buches geführt, in dem die Schulzeit dokumentiert wird. Die Selbsteinschätzung der SchülerInnen nimmt darin einen wichtigen Platz ein.
LehreInnenteam
Zusammensetzung im Schuljahr 96/97
– Hauptlehrkräfte
Rita Peter (Kindergarten, Spielerisches Frühenglisch, Englisch Oberstufe)
Veronika Müller Mäder (Primarstufe, Leiterin Lehrmittelgruppe, Buchprojekte)
Jürg Mäder (Oberstufe, Musikalische Projekte, Werkprojekte, Kinderkulturwochen)
– Fachlehrkräfte (Teilzeit)
Regula Weber-Ledergerber (Turnen)
Sandra Eberle (Französisch)
Margarethe Müller-Winter (Latein)
Weitere Fachpersonen tragen in Quartals- und Projektanstellungen zur Optimierung der Schulqualität bei.
Aufgabenbereiche
– Schulalltag
Die Umsetzung der Leitideen mit Blick auf das einzelne Kind steht im Mittelpunkt bei Planung und Gestaltung des Schulalltags.
– Teamarbeit
In wöchentlichen Sitzungen trifft sich das Team zum Arbeits- und Gedankenaustausch. Einzelfall- und Teamsupervision optimieren die Arbeitsqualität.
– Elternarbeit
In regelmässigen Rückblicken werden die Entwicklungsschritte des Kindes besprochen. Wünsche, Anregungen und Bedenken der Eltern werden diskutiert und in die Planung des weiteren Wegs einbezogen.
– Lehr- und Lernmittel
In Zusammenarbeit mit pädagogischen Fachkräften werden eigene Lehr- und Lernmittel hergestellt und bestehende weiterentwickelt.
– Kinderkulturelle Aktivitäten
In öffentlichen Anlässen werden den SchülerInnen verschiedene kulturelle Richtungen näher gebracht. Die Organisation liegt beim LehrerInnenteam und bei der SchülerInnengruppe.
Elterngruppe
Im Überblick
Im Schuljahr 92/93 startete die Freie Volksschule Werdenberg den Schulbetrieb mit 6 Familien. Inzwischen ist die Familienzahl auf 12 angewachsen, darunter sind 2 Alleinerziehende.
Mitarbeit
– Elternhöck
Die Eltern treffen sich regelmässig in Elternhöcks. Es werden anstehende Arbeiten verteilt, Ängste und Freuden ausgetauscht und für den Markt gearbeitet.
– Märkte
Die Marktgruppe ist verantwortlich für eine Präsenz an allen regionalen Märkten. Der Erlös fliesst in die Klassenkasse.
– Abwartsarbeiten
Die Eltern übernehmen Reinigungsarbeiten der Schulräume
– Mittagstisch
Der Mittagstisch wird durch die Eltern betreut.
– Mitarbeit im Schulbetrieb / Schulbesuch
In projektmässiger Mitarbeit und mit Schulbesuchen schaffen sich Eltern einen Einblick in den Schulalltag.
– Mitfinanzierung
Durch das monatliche Schulgeld tragen Eltern den grössten Teil der Aufwendungen.
Verwaltung
– Organisation
Die Verwaltungsarbeit ist seit dem Schuljahr 96/97 durch eine 30% Anstellung von Fredi Rauner, durch ehernamtliche Vorstandsarbeit und durch Mitarbeit vom LehrerInnenteam abgedeckt.
– Verantwortungsbereich
Sekretariat, Buchhaltung, Finanzierungsplan, Vereinsarbeit
– Schwerpunkte
Administration, Finanzmittelbeschaffung
Es ist wichtig, dass die Schule längerfristig auf gesunden Beinen steht, d.h. angemessene Löhne gewährleisten kann und genug Geld für einen optimalen Schulbetrieb aufbringt.