Fliegentanz, Verlag Freie Fliege, 1995, ISBN 3-905222-74-4, 60 Seiten, 25 Fr.
Text: Veronika Müller Mäder, Illustration: Schülerinnen und Schüler der Freien Volksschule unter der Leitung von Constanza Filli Villiger
Wenn ihr diese Geschichte zu lesen beginnt, scheint bei euch vielleicht die Sonne, kräftig und heiss. Vielleicht regnet es auch oder der Nebel liegt knapp über den Häusern.
Dann kann es schwierig sein, euch vorzustellen, wie es ist im Winter, bei Kälte, Schnee und Eis, mit Handschuhen, roter Nase und dem Geruch von Zimtsternen. Denn in dieser Zeit beginnt die Geschichte, die ich euch erzählen möchte. Am wichtigsten Tag für viele Menschen.
Draussen schneite es.
Das Mädchen – ich habe ihren Namen vergessen und da mir auch nach langer Zeit keiner passen erscheint, bleibt sie durch diese Geschichte hindurch einfach „das Mädchen“ – eben dieses Mädchen stand mit glänzenden Augen vor dem Kerzenbaum. Flackerlicht und Nadelduft.
Freude erfüllte sie so stark, dass sie kaum das Paket bemerkte, blau umwickelt, mit Sternen und einer goldigen Schleife. Und gross und lang. Ihre Geschwister hatten es natürlich sofort gesehen und konnten es nicht erwarten, zu erfahren, wem es gehören würde.
Ein Hauch Eifersucht lag in der Luft, als es ihr zugeschoben wurde. Doch nur, bis die Überraschung keine mehr war, unter den gespannten Blicken den Glanz verlor.
Keines der Geschwister konnte verstehen, dass ihre Tränen Freudentränen waren.
Fragen sprudelten hervor, überschlugen sich in der festgeschmückten Stube und schienen sich in Silberfäden und Engelshaar zu verfangen. Doch keine vermochte bis an ihr Ohr vorzudringen. Sie hatte Raum und Zeit vergessen, war versunken in den Anblick ihres Weihnachtsgeschenks.
Fliegenschläger
rote, gelbe, blaue, grüne
glänzend neu, in verschiedensten Formen und Materialien
Griff an Griff
Schlagfläche an Schlagfläche
Dutzende, Hunderte, Tausende schienen es zu sein.